Ein viel verwendetes Zitat lautet: „Ein Leben ohne Sport ist möglich, aber sinnlos.“ (Ja, den Begriff Sport kann man an dieser Stelle durch viele andere Wörter ersetzen 😉) Wir haben mit zwei Sportlerinnen gesprochen, die genau diesen Satz leben: Jette Zottmann und Lilli Schlößer (beide EF). Wir haben mit den zwei Schülerinnen darüber gesprochen, wie es ist, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen, Hürden im Garten stehen zu haben und wie schnell Erfolg süchtig macht.
In wohl jeder Stadt gibt es ein sogenanntes „Goldenes Buch“. Klingt ziemlich schick. Doch fragt man sich vielleicht: Wozu? Was soll das sein?
Ein Klick entfernt hält Wikipedia folgende Erklärung bereit: „Ein Goldenes Buch ist ein in Gemeinden, Städten und Landkreisen verwendetes Buch, in dem sich Ehrengäste während eines Besuchs eintragen dürfen.“
Aufregend, stellt euch vor, ihr wärt ein Ehrengast einer Stadt. Wie würdet ihr euch fühlen? Eine, die diese Frage beantworten kann, ist Lilli. Sie durfte sich vor kurzem im Goldenen Buch der Stadt Grevenbroich verewigen, als jüngste Person, die jemals darin unterschrieben hat!
Lilli, wir war es für dich, sich ins Goldene Buch der Stadt Grevenbroich einzutragen?
Lilli: Interessant! Wir, also alle, die bei den Deutschen Meisterschaften dabei waren, wurden zum Bürgermeister eingeladen, um ein kurzes Gespräch mit ihm in seinem Büro zu führen. Er hat nicht so viele Fragen gestellt und die meisten hat unser Trainer, Herr Faßbender, beantwortet (lacht). Das war ein bisschen komisch. Danach hat er uns in diesen Saal mitgenommen, wo schon der Stadtrat saßen. Da wurden dann alle vorgestellt und geschaut, ob alle anwesend sind. Es wurden anschließend Geburtstage und solche besonderen Sachen besprochen. Ganz natürlicher Ablauf dort. Danach wurden wir als Team aufgerufen und nochmal gesagt, warum wir da sind. Dann durfte ich mich ins Goldene Buch eintragen. Das war ein bisschen seltsam, weil der Fotograf zu mir sagte: ‚Tu mal so, als würdest du unterschreiben und dann lächelst du mich dabei an für das Foto.‘
Obwohl du eigentlich schon unterschrieben hattest?
Lilli: Nein, nein, das war noch davor. Ich durfte erst danach wirklich unterschreiben. Wie bei Fußballern, wenn die einen Vertrag unterschreiben. (lacht)
Jetzt weißt du also, wie die sich in solch einer Situation fühlen!
Lilli: Ja!
Jette, war es für euch als Team denn schön, dabei gewesen zu sein?
Jette: Ja, doch.
Ich muss nur ehrlich sagen, es ist ein bisschen merkwürdig, dass Lilli sich eingetragen hat, während ihr nett daneben stehen durftet.
Lilli: Ich fand es auch irgendwie komisch.
Jette: Also es war komisch, dass wir mitkommen mussten, um daneben zu stehen und zu lächeln für das Bild. Andererseits war es auch cool, man konnte Lilli nämlich unterstützen. Wir konnten einfach dabei sein. Als Team macht es immer Spaß, zusammen zu sein und etwas zu unternehmen.
Lilli, eine wichtige Frage noch: Unterschrift vorher geübt?
Lilli: Jaaah.
Ich hörte in meinem Pädagogikunterricht eventuell davon?! (lacht)
Lilli: Ich habe Nyah, eine Mitschülerin, gefragt, ob sie eine Ahnung davon hat, wie man Unterschriften macht, weil ich gesehen hatte, dass sie das schon mal in Freistunden geübt hat. Und dann meinte sie zu mir: ‚Ja komm, ich überlege mir was für dich‘. Dann habe ich die zuhause – keine Ahnung, wie oft – nochmal nachgeschrieben und geübt.
Dann hat es gut geklappt?
Lilli: Ja, war aber bestimmt nicht wirklich hübsch.
Jette: Wer schaut sich das schon nochmal an?
Der Bürgermeister wird sicher nicht nochmal durchblättern und sich das anschauen. (lacht)
Lilli: Dafür bin ich dich Jüngste, die sich eingetragen hat. Die jüngste Person bis dahin war 17 Jahre alt, meine ich.
Jette: Wir haben den Bürgermeister übrigens auch nach einer Tartanbahn gefragt, wir haben nämlich immer noch keine bekommen.
Es war also nicht der Deal, dass Lilli unterschreibt und dafür bekommt ihr im Verein eine Tartanbahn?
Jette: Nein! Wir fragen ihn jedes Mal, aber…
Lilli: Er meinte, dafür haben wir nicht genügend Geld, wir könnten das ja woanders bauen…
Jette: Sie würden es überall machen gefühlt, außer bei uns in Grevenbroich! Obwohl in den anderen Verein keiner trainiert und Lilli Deutsche Meisterin geworden ist!
Lilli: Jetzt könnten wir jedes Mal nach Jüchen fahren, hat uns der Bürgermeister gesagt, denn da ist eine Tartanbahn und die haben noch nicht mal einen Leichtathletikverein, aber eben die Bahn. Dann können wir uns auch direkt da in Jüchen in den Verein wechseln und brauchen nicht mehr nach Grevenbroich zu kommen.
Jette: Dabei sind wir wegen des Trainers und auch wegen der Lage in Grevenbroich.
Na toll. Also gibt es keine Aussicht darauf, dass sich daran mal etwas ändert?
Lilli: Nee. Der Bürgermeister selbst hat auch Leichtathletik gemacht, aber in Neukirchen, eben nicht in Grevenbroich. Und damals gab es gar keine Tartanbahn, nirgendwo, hat mein Opa erzählt.
Jette: Das wird wohl niemals was.
Auf den Erfolg kann man durchaus neidisch sein, den Lilli und Jette gemeinsam mit ihrem Team haben. Deswegen ist es natürlich umso interessanter, zu erfahren, was man dafür alles tun muss. Wie sieht also so ein Trainingsalltag aus, an dessen Ende so etwas wie eine Deutsche Meisterschaft steht?
Bei welchem Verein trainiert ihr eigentlich?
Jette: TK Grevenbroich. Turnklub Grevenbroich.
Wie sieht euer Alltag mit dem Sport aus, wie oft trainiert ihr in der Woche?
Lilli: Das unterscheidet sich, je nachdem, welche Jahreszeit ist. Normalerweise fünf bis sechs Mal die Woche.
Jette: Ja, in der Hauptsaison schon. Also jeden Tag bis auf sonntags oder so. Jetzt aber gehen wir in die Pause und schonen uns ein wenig. Da machen wir zwei Wochen lang gar nichts. Und dann machen wir zwei Wochen noch ganz andere Sportarten, so etwas wie Zumba, Step Arobic und so weiter.
Lilli: Das gehört auch noch alles zum Verein, deswegen gehen wir dann dahin. Nach den insgesamt vier Wochen gehen wir wieder joggen.
Jette: Im Sommer trainieren wir sehr viel Technik und alles Mögliche, also bereiten uns spezifisch auf die Wettkämpfe vor. Im Winter trainieren wir dagegen eher Ausdauer. Dann haben wir insgesamt drei bis vier Tage, an denen wir trainieren.
Was macht euch denn am allermeisten Spaß im Training?
Jette: Meistens Hochsprung. Lustig war es allerdings auch, als ich mir Diskus werfen selbst beigebracht habe. (lacht) Eigentlich macht relativ viel Spaß, wenn es nicht zu anstrengend wird. Also Hochsprung ist schon am coolsten, manchmal auch Hürden.
Lilli: Je nachdem, es kommt drauf an. Ich mache inzwischen immer nur dasselbe: Starts oder Hürden. Den Rest brauche ich sowieso nicht mehr. Deswegen finde ich Hürden immer ziemlich lustig, Starts weiß ich jetzt nicht… weil Startblock, Starten, Laufen, fertig und wieder. Das ist ein bisschen langweilig. Bei Hürden machen wir unterschiedliche Sachen, z.B. verschiedene Abstände zwischen den Hürden, von fünf auf drei Schritte oder manchmal nur einen Schritt.
Dann kann man schon erahnen, was ihr auf die nächste Frage antworten werdet, trotzdem stelle ich sie euch: Was nervt euch am meisten am Training?
Beide: Ausdauer!
Jette: Es kommt allerdings drauf an, ich kann das eigentlich ganz gut, aber manchmal ist es einfach nur anstrengend. Es nervt vor allem, wenn man einen schlechten Tag hat und nichts hinbekommt.
Lilli: Und Wintertraining, da laufen wir einfach nur oder machen Treppentraining.
Der gegenwärtige Erfolg und der Sieg der Deutschen Meisterschaft sind das Eine – auf dem Weg dahin waren allerdings viele Jahre Training nötig. So wundert es nicht, dass beide Sportlerinnen früh mit der Leichtathletik begonnen haben. Was Jette mit Lillis Erfolg zu tun hat und welche Disziplinen Lilli und Jette ausprobiert haben, verraten sie in diesem Abschnitt.
Lilli, du hast vorhin deinen Opa angesprochen. Du bist also in Bezug auf Leichtathletik familiär vorbelastet?
Lilli: Teilweise. Mein Opa hat Leichtathletik gemacht, aber hauptsächlich Langstrecke, 400 Meter und so weiter. Das mag ich gar nicht, überhaupt nicht! Ansonsten hat mein Vater mal Basketball gespielt und meine Mutter ist geschwommen. Dementsprechend habe ich alles an Sportarten mal getestet: Ich war reiten, bin voltigiert, geschwommen, war beim Turnen und dann Leichtathletik.
Und bei dir, Jette?
Jette: Ich habe, als ich klein war, immer Tennis gespielt und ein Jahr lang Ballett gemacht, als ich ungefähr drei oder vier Jahre alt war. Das war aber ganz schnell vorbei. Dann bin ich in der ersten Klasse relativ schnell zur Leichtathletik gekommen und da auch geblieben. In der fünften Klasse habe ich schließlich Lilli dazu geholt.
Ah, du bist also sozusagen Schuld daran, dass Lilli jetzt Leichtathletik betreibt?
Jette und Lilli gleichzeitig: Teilweise.
Lilli: Vierte Klasse, Talentsichtung bei Herrn Faßbender.
Jette: Und dann hab ich sie in der fünften Klasse endgültig überredet, dass sie mitkommt.
Jette, nochmal zurück zu dir als Erstklässlerin: Wie kamst du zur Leichtathletik? Hast du gesagt: Mama, Papa, ich will das jetzt machen?
Jette: Ich mochte schon immer das Laufen irgendwie und eine Freundin von mir hat eben Leichtathletik gemacht, da bin ich dann mal mit zum Probetraining gegangen. Da hat der Herr Faßbender sofort gesagt, dass ich unbedingt zum Training kommen soll, weil ich relativ gut war und dann hat es mir auch gut gefallen. Es ist abwechslungsreich, man probiert generell viel aus – es ist ja eben nicht nur eine Disziplin. Das hat mir gefallen, deswegen bin ich geblieben.
Wenn wir den Weg nochmal zurückgehen, den ihr damals als Grundschülerinnen bzw. in der fünften Klassen angefangen habt, dann sind Erfolge, wie ihr sie aktuell feiert, nur eine Zwischenstation auf eurem weiteren Weg.
Seid ihr in dieser Zeit immer schon auf eure Disziplinen festgelegt gewesen oder hat sich das mit der Zeit verändert?
Jette: Also ich würde sagen, das hat sich in den Jahren verändert. Unser Trainer und allgemein die Leichtathletik achtet darauf, dass man sehr viel macht, damit das keine langfristigen Folgen hat und weiterhin Spaß dran hat. Denn wenn man immer das Gleiche macht, mag man das irgendwann nicht mehr. Jetzt, mit 14 oder 15 Jahren, fängt man an, Disziplinen zu finden. Lilli hat zum Beispiel Hürden und 100 Meter Sprint. Ich selbst gucke noch, was ich mache. Vielleicht Hochsprung, vielleicht 400 Meter Hürden. Mal gucken! Oder auch 400 Meter flach, also ohne Hürden, eher dann Langlauf. Ich halte mir das noch offen.
Und bei dir, Lilli?
Lilli: Bei mir steht es eigentlich schon fest. Bei mir war es einfach so, dass ich nie gut in Ausdauer war, ich konnte noch nie werfen, Weitsprung war auch nicht so mein Ding, Hochsprung… weiß ich jetzt nicht so… Mittlerweile geht es so mittelmäßig. Speerwurf kann ich auch nicht gut. Und dann war das einfach nur so: Ich mache halt das, was ich kann. Das war Sprinten und es kam irgendwann noch Hürden dazu.
Jette: Ich glaube, bei mir ist das so, dass ich gut Technik kann und Lilli ist einfach mega krass schnell im Sprinten. Das ist immer so: Alle sprinten normal, Lilli 50 Meter weiter vorne. Sehr, sehr schnell!
Lilli: Ich kann einfach keine Technik.
Uns prägen im Laufe der Kindheit und Jugend viele Menschen: Familienmitglieder, Freunde, Erzieher:innen oder Lehrkräfte. Deswegen haben wir uns bei den beiden 15-Jährigen erkundigt, welche Auswirkungen der Leistungssport an, wenn man ihn schon seit Kindesbeinen an betreibt.
So viele Jahre seid ihr jetzt schon dabei. Würdet ihr sagen, dass der Sport positive oder negative Auswirkungen auf euch als Persönlichkeiten hatte?
Jette: Schon, ja. Ich würde sagen, man entwickelt seine Persönlichkeit auch durch den Sport. Man wird sehr dadurch geprägt. Es hat viele positive, manchmal auch negative Seiten. Schwierig wird es manchmal mit dem Privatleben. Sonst macht es aber viel Spaß.
Was wären Eigenschaften, bei denen ihr froh seid, dass ihr sie durch den Sport entwickelt habt?
Jette: Dass man diszipliniert ist und an einer Sache dranbleibt.
Lilli: Man ist offen, lernt neue Freunde kennen.
Jette: Stimmt, im normalen Leben ist man vielleicht manchmal nicht so selbstbewusst, aber umso mehr dann auf Wettkämpfen.
Lilli: Mittlerweile.
Jede:r von uns kennt es nur zu gut: Am Ende eines Tages sind noch so viele Aufgaben offen, die man eigentlich erledigen wollte. Wie klappt das also, wenn man fast jeden Tag auf dem Trainingsplatz steht – wird das einem nicht irgendwann zu viel? Lilli und Jette sprechen ehrlich über das Problem, alles hinzubekommen, und über Frust, wenn es mal gar nicht gut läuft. Oder man verletzt ist und plötzlich eine Hürde im Garten steht.
Wenn ihr so viel trainiert – wie bekommt ihr dann noch alles andere unter einen Hut, damit ihr noch ein Privatleben habt und Schule noch am Laufen haltet?
Jette: Für Privatleben hat man dann nicht mehr so viel Zeit oder für Freunde. Aber wir haben unsere Freunde ja in der Leichtathletik, daher passt das dann. Oder am Wochenende ist mal etwas Zeit für das Privatleben. Für Schule haben wir nicht so viel Zeit, also man kommt nach der Schule nach Hause, isst was, hat Training, kommt zurück, Hausaufgaben, duschen, schlafen.
Lilli: Je nachdem, wenn man später Training hat, macht man erst nach der Schule und dem Essen die Hausaufgaben und hat dann Training. Aber vielleicht muss man danach noch was lernen.
Jette: Aber unser Trainer erzählt immer, dass Leichtathleten bisher gut in der Schule waren, weil sie so diszipliniert sind.
Habt ihr Phasen, in denen ihr das Gefühl habt, das klappt alles nicht?
Beide gleichzeitig: Ja!
Jette: Meistens ist es richtig stressig, vor allem in der Klausurenphase oder wenn man sehr viele Hausaufgaben auf hat. Aber ich finde, Training hilft auch. Wenn man den ganzen Tag lernt, muss man auch mal runterkommen und da hilft das Training. Außerdem ist man es einfach nicht anders gewohnt.
Ihr seid da richtig reingewachsen.
Jette: Wenn man mal eine Woche kein Training hat, dann ist das richtig komisch. Man ist es gar nicht gewohnt, so viel Freizeit zu haben. (lacht)
Lasst ihr, wenn es mal ganz hart auf hart kommt, auch mal ein Training sausen?
Jette: Nur, wenn es sehr hart ist. Letztes Jahr habe ich, glaube ich, höchstens zwei Mal das Training ausgelassen, weil es schwierig wurde. Eigentlich macht man aber immer das Training.
Lilli: Genau!
Wenn ihr die letzten Jahren Revue passieren lasst, gab es dann ganz ehrlich auch mal Phasen, in denen ihr gedacht habt: Ich habe jetzt keine Lust mehr?
Jette: Schon. Also ich habe letztes Jahr mal für eine kurze Zeit überlegt, aufzuhören. Nicht wirklich aufzuhören, aber ich hatte keine Lust mehr. Ich hatte auch eine Verletzung für ein halbes Jahr lang und da bin ich erstmal gar nicht mehr wieder reingekommen. Wenn man es aber immer so hat, dass man jeden Lauf gewinnt, und plötzlich ist man immer Letzte, dann hat man nicht mehr so viel Lust. Aber das war auch eine besondere Situation. Ich glaube, keiner von uns würde aufhören, weil wir so eine feste Mannschaft sind. Und es ist Teil des Lebens geworden, wenn man es nicht mehr macht, fehlt etwas. Außerdem macht es sehr viel Spaß, zu gewinnen, und mit der Mannschaft das zu erleben. Das Training macht ja auch Spaß, man hat sehr viele Freunde dort.
Und wie war es bei dir, Lilli?
Lilli: Aufhören wollte ich nicht, aber irgendwann hat man einfach keine Lust mehr, wenn man fünf, sechs Mal die Woche Training hat. Da hat man sich schon überlegt: Möchte ich da jetzt wirklich nochmal hin oder habe ich eigentlich gar keine Lust mehr darauf? Aber wirklich aufhören wollte ich nicht, weil es dann doch viel zu viel Spaß macht.
Jette: Man entwickelt auch so einen Ehrgeiz und eine Disziplin, dass man jeden Tag zum Training geht – auch, wenn es anstrengend ist. Unser Trainer ist schon streng mit uns, aber man gewöhnt sich dran. Es macht ja auch Spaß mit ihm. Er trainiert auf Leistung und man kann nur gewinnen, wenn man auch diszipliniert ist. Er sagt immer: ‚Wenn man Mädchen am Erfolg schnuppern lässt, dann hören die nicht mehr auf.‘ Das sei bei Jungs aber anders…
Habt ihr Tipps für andere, am Ball zu bleiben, auch wenn es gerade schwer ist (Verletzung oder ähnliches)?
Lilli: Freunde, die man beim Sport hat, können einen motivieren und man hat ja auch selbst die Motivation, diese Freunde öfter zu sehen, damit macht es eben einfach viel mehr Spaß. Wenn man irgendwann den Ehrgeiz hat, immer weiter zu machen, dann sollte man das tun. Ich hatte kurz vor den Meisterschaften Corona und bin dann kurz vorher erst wieder ins Training eingestiegen.
Jette: Aber sie ist Deutsche Meisterin geworden!
Lilli: Unser Trainer hat mir während der Zeit eine Hürde mitgebracht, damit ich zuhause trainieren konnte, weil ich nur einen Tag Schnupfen hatte, sonst ging es mir gut.
Wahnsinn, du hast dir also eine Hürde in den Garten gestellt?
Lilli: Ja! Es gibt so Trockenübungen für Hürden für das Nachziehbein und so weiter.
Jette: Ich würde auch wie Lilli sagen, es kommt darauf an, dass man sich untereinander als Freunde pusht. Irgendwann entwickelt man dann so viel Ehrgeiz, dass man es weiter macht. Man muss dran bleiben, weil wenn man nicht dafür arbeitet, bekommt man keinen Preis dafür.
Lilli: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Jette: Genau!
Lilli: Von nichts kommt nichts.
Jette: Wenn man einmal erfährt, wie es ist, zu gewinnen, dann will man das nochmal und dann strengt man sich dafür an.
Ausführlich haben Lilli und Jette bisher von der Vergangenheit und natürlich der Gegenwart erzählt. Doch worauf richtet sich ihr Blick in der Zukunft? Uns verraten sie im Interview, worauf sie sich freuen und wovon sie in sportlicher Hinsicht ein wenig träumen.
Was wünscht ihr euch denn für eure sportliche Zukunft? Wo seht ihr euch da?
Jette: Es ist schwierig, das so zu planen, weil man nicht weiß, wie gut man wird und wie gut die Konkurrenz ist. Im Moment ist der Plan, weiterzumachen und zu den Deutschen Meisterschaften zu kommen. Danach käme die EM und ich glaube, Lilli könnte das schaffen.
Lilli: Unser Trainer möchte mit mir nach London zur EM.
Jette: Für mich und die anderen wird es schwieriger, weil man erstmal die Deutschen Meisterschaften gewinnen muss. Aber auf jeden Fall komme ich zur EM mit!
Lilli: Trotzdem ist es schwierig zu sagen, was daraus wird. Es wäre cool, wenn man das mit der EM schafft, aber man weiß nie, wie es läuft, ob man vielleicht verletzt ist oder wie die Saison verläuft. Manchmal hat man nicht so gute Saisons. Manchmal läuft es gut, manchmal nicht. Das Problem ist, dass man sich für alles qualifizieren muss.
Wie geht es für dich, Lilli, denn jetzt weiter als Deutsche Meisterin?
Lilli: Ich bin mittlerweile im Bundeskader für Hürden. Ich hatte zwei zur Auswahl: Ich hätte zu Sprint oder zu Hürden gehen können. Aber der Sprintkadertrainer hat nicht mit mir persönlich gesprochen, nur mit meinem Trainer und meinen Eltern, aber nicht mit mir. Der Hürdentrainer ist mir sehr sympathisch, der kam direkt bei der Siegerehrung zu mir und mir gesagt, wie begeistert er von meiner Leistung war und dass er mich gerne im Hürdenkader haben möchte.
Hast du dann zusätzlich Training?
Lilli: Ja, ein oder zwei Mal im Monat muss ich dafür dann nach Hannover fahren.
Fazit dieses Gesprächs ist also: Ein Leben ohne Sport…
Beide: … existiert nicht mehr!
Lilli: Es wäre langweilig sonst. Man weiß nicht, was man tun sollte mit seiner Freizeit.
Bevor ich euch entlasse und wir das Interview beenden, habe ich für unsere Leser:innen noch eine Frage an euch. Stellt euch vor, jemand liest euer Interview und ist begeistert, wie ihr von der Leichtathletik sprecht, weswegen der- oder diejenige nun auch damit beginnen möchte. Habt ihr Tipps für die ersten Schritte?
Jette: Kommt zu uns in den Verein! Wir haben eine Homepage oder Facebook, aber man kann uns beide auch gerne fragen oder Herrn Faßbender ansprechen.
Lilli: Wir haben verschiedene Altersgruppen, selbst für die erste Klasse ist etwas dabei.
Habt ihr Tipps für Leute, die mit der Leichtathletik anfangen wollen?
Jette: Es sollte in erster Linie Spaß machen. Man wird langsam an den Leistungssport herangeführt, am Anfang spielt man sehr viel.
Lilli: Das ist eher spielerisches Lernen.
Jette: Es ist ein gutes Heranführen. Man muss einfach Spaß daran haben und man muss es wollen. Außerdem muss man Zeit dafür investieren.
Lilli: Der Vorteil an der Leichtathletik gegenüber etwa Fußball ist, dass du dich ausprobieren kannst, du machst nicht nur eine Sportart, sondern ganz viele und kannst dir das aussuchen, was dir meisten Spaß macht.
Jette: Und man darf nicht erwarten, dass man sofort zu Deutschen Meisterschaften fährt, das braucht einfach seine Zeit.
Lilli: Wir haben auch klein angefangen.
Jette: Ja, man muss sich hocharbeiten und Geduld haben, weil von jetzt auf gleich kommt das nicht. Man muss viel Arbeit reinstecken, aber es lohnt sich.
Das ist doch ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Annika Pöggeler
Erasmus-Gymnasium Grevenbroich