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Die Stimme erheben für Freiheit - aber wie?!

„Wo die Freiheit eingeschränkt wird“ - hinter dieser und all den anderen Schlagzeilen steckt viel mehr Bedeutung für jeden Einzelnen von uns, als es auf den ersten Blick scheint. Sie verkörpern Orte und Situationen, in denen sich Menschen weltweit in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen und für sie kämpfen. Auf den ersten Blick ist das für uns ganz weit weg. Doch der ErasBlog fragt sich und dementsprechend auch euch: Was ist eigentlich bei uns los? Fühlt ihr euch frei? Was schränkt euch ein? Was wünscht ihr euch?


Denn eines ist durch die Interviews sofort klar geworden: Auch bei uns auf dem Schulhof fühlen sich Menschen eingeschränkt. Deswegen haben wir uns umgehört unter der Schüler- und Lehrerschaft, wie die Freiheit der Einzelnen hier vor Ort eingeschränkt wird, was das mit ihnen macht und wann sie sich dagegen ganz und gar frei fühlen. Abschließend wollten wir wissen, was sie sich wünschen, damit sie – und auch alle anderen Menschen – sich frei fühlen können.

 

In diesem Artikel haben wir die Ergebnisse der Interviews für euch zusammengefasst und um unsere eigenen Gedanken zum Thema Freiheit ergänzt. Wir hoffen, dass wir euch damit ein paar Denkanstöße liefern können!

  • Unfrei fühle ich mich, wenn…

    Wie unser Video zu Beginn eindrucksvoll gezeigt hat, gibt es zahlreiche Gründe, warum sich Menschen in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen. Als ErasBlog hat uns deswegen interessiert, was die Leute bei uns an der Schule, auf unserem Schulhof, für Situationen kennen, in denen sie sich alles andere als frei fühlen. Einige Antworten haben wir für euch zusammengestellt: 



    Wenn ich mich verstellen muss


    „Ich persönlich fühle mich in meiner Freiheit eingeschränkt, wenn mich fremde Leute in der Stadt ungefragt wegen irgendeinem Mist ansprechen.“


    „Zurzeit fühl ich mich auch Zuhause eingeschränkt, weil ich nicht ausleben kann, wer ich bin. Vor allen Dingen, weil ich auch noch nicht 18 bin.“



    Wenn ich etwas nicht darf oder kann (Verbote)


    „Das Erste, was mir gerade einfällt ist, dass ich mich aufgrund meines aktuellen Wohnorts ‚unfrei‘ fühle. In einer Kleinstadt oder auch auf dem Land fühle ich mich unwohl und dabei in meiner Freiheit beschränkt, da man hier nicht wirklich viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung hat. Ich habe das Gefühl, dass das Leben woanders stattfindet.“ 


    „Wenn ich nicht reisen könnte.“


    „Wenn jemand für mich entscheidet.“



    • Wenn Rechte nicht geachtet werden


    „Wenn mir jemand in einer Diskussion sagt, dass ich etwas nicht denken darf und einfach kein Platz für die eigene Meinung ist.“


    „Wenn jemand in meine Privatsphäre eingreift, bspw. wenn Eltern / Geschwister nicht anklopfen, wenn sie das Zimmer betreten oder dieses durchsuchen, wenn ich nicht dabei bin.“


    „Wenn etwas ungerecht ist, beispielsweise wenn ich diskriminiert werde, weil ich ein Kopftuch trage. Dann fallen Sätze wie ‚Geh zurück nach Syrien‘.“


    „Als queere Person in anderen Ländern keine Freiheit zu haben, so zu leben, wie man es möchte.“



    • Zusammenfassung aller Einschränkungen:


    „Ich fühle mich meiner Freiheit beraubt, wenn mich soziale oder staatliche Strukturen dazu zwingen, gegen meine Überzeugungen oder meinen eigentlichen Willen zu handeln.“


    Es zeigt sich also, dass die Befragten zahlreiche Situationen erlebt haben, in denen sie sich unfrei gefühlt haben. Doch was macht das mit den Menschen? Wir wollten wissen, welche Gefühle sich in solchen Momenten einstellen. 

    Unter den Schüler:innen macht sich Nervosität, Unsicherheit, Gereiztheit, Einsamkeit und ein mangelndes Glücksgefühl durch die Einschränkungen bemerkbar. Alles in allem: Unzufriedenheit. Folgende Zusammenfassung aller Gefühle liefert dieser Satz: „Sehr bedrückt und gefangen. Es ist wenig Raum da und deswegen versucht man sich noch kleiner zu machen. Dadurch kommt auch Hilflosigkeit dazu.“


    Die Gefühle der interviewten Lehrkräfte ergänzten diese Wahrnehmungen der Unzufriedenheit und Hilflosigkeit. Sie verspüren Druck und Enge, die oft dann entstehen, wenn „ich nicht das machen und sagen darf, was ich eigentlich möchte.“ Auch die „Wut über verpuffte Lebenszeit“ und damit verbunden die „Gewissheit, dem Herzinfarkt wieder einen Schritt näher gekommen zu sein“ sind Gefühle, die mit Unfreiheit in Verbindung gebracht werden. 


  • So definiere ich Freiheit…

    Unsere Interviews haben ergeben, dass es Verbote, fehlende Rechte, aber auch einfach Situationen, in denen man sich nicht selbst treu bleiben kann, sein können, die unsere Freiheit einschränken. Den Grund für diese unterschiedlichen Einschränkungen und Gefühle in Verbindung mit Freiheit haben wir ebenfalls bei der Auswertung der Interviews gefunden: Jede:r definiert Freiheit anders. Hier haben wir deshalb ein paar dieser Definitionen von Freiheit für euch zusammengetragen. 


    • „Frei sein bedeutet für mich ‚mit sich und anderen im Reinen zu sein‘. Frei sein ist nicht unbedingt an einem ersichtlichen, körperlichen Zustand zu erkennen, sondern vielmehr noch an der seelischen Einstellung, die man sich gegenüber aber auch seinen Mitmenschen gegenüber hat.“

    • „Zugleich aber auch die Möglichkeit, sozialen Erwartungen und Gepflogenheiten zu entsagen, also ‚Nein!‘ zu sagen, jedoch ohne andere dabei empfindlich zu beeinträchtigen“

    • „Ich glaube Freiheit sind meine Grundrechte, die ich zum Leben brauche und insgesamt glaube ich, dass wir unsere Freiheit schon sehr gut ausleben. Aber ich war zum Beispiel in Russland und da habe ich gemerkt, dass dort Freiheit nicht so ausgelebt wird wie hier und das hat mich schon sehr beeindruckt.“

    • „Freiheit bedeutet für mich Autonomie. Eine Welt, in der ich selbstbestimmt und unabhängig leben kann.“

    • „Also Freiheit bedeutet für mich, dass einen nichts zurückhält, das zu schaffen, was einem möglich ist.“

    • „Eigentlich ist Freiheit das Gefühl, wenn man man selbst kann.“ ->  „Hier in Deutschland hab ich damit auch das Glück, dass es erlaubt ist, sowohl als queere als auch trans Person soweit frei zu sein, weil man hier leben darf.“

    • „Die Sachen, die man machen kann, ohne die Freiheiten von anderen einzuschränken. Also alles, was ich in meinem Rahmen machen kann, ohne andere zu verletzen.“

    • „Freiheit über Klamotten!“ 

    • „Machen, was aus dem Herzen kommt.“

  • Im Alltag fühle ich mich frei, wenn…

    Passend zu ihren unterschiedlichen Definitionen von Freiheiten haben uns die Interviewten von Situationen aus ihrem Leben erzählt, in denen sie sich frei fühlen:


    • „Wenn ich Theater spiele, weil ich dann meine ganze Kreativität einfach in den Charakter fließen lasse und mich nicht immer an das Skript halte, aber es trotzdem immer gut ankommt.“

    • „Zum Beispiel, wenn ich im Unterricht ernsthaft sagen kann, was ich denke. Oder auch auf Social Media bezogen, kann man dort sich ja auch in dem Rahmen frei ausleben.“

    • „Ich fühle mich frei, wenn ich in meiner Freizeit das machen darf, was mir Spaß macht. Frei fühle ich mich auch, indem ich in einem demokratischen Staat wohne, wie Deutschland, in dem ich die vorher genannte Meinungsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung habe. Ein weiteres Szenario, in dem ich mich frei fühle, ist z.B. wenn ich alleine und unabhängig von anderen unterwegs und / oder auf Reisen bin.“

    • „Wenn ich zu Fuß im Wald und/oder im Gebirge unterwegs bin und Muße finde, mich und mein Leben gedanklich zu kontextualisieren; manchmal auch im Auto beim Musikhören.“

    • „Vor allem in Situationen in denen wir debattieren und diskutieren können und unsere Meinung sagen können. Oder auch indem wir Interviews wie dieses führen können, weil das können andere halt eben nicht.“

    • „Beim Trampolin springen, denn man konzentriert sich nur darauf und nicht auf die Umwelt.“

    • „In meinem Zimmer.“

  • Für mehr Freiheit wünsche ich mir…

    Klar ist, der Begriff „Freiheit“ und was wir damit assoziieren ist etwas sehr Individuelles. Jede:r hat unterschiedliche Definitionen, Erfahrungen und Gefühle in Bezug auf Freiheit. Wir wollten deshalb einige Ideen entwickeln, um Freiheit für alle Menschen im Alltag zu ermöglichen. Deshalb haben wir die Schüler- und Lehrerschaft nach ihren Wünschen für mehr Freiheit in unserer Gesellschaft gefragt. Es zeigt sich: Viele dieser Wünsche lassen sich auch in unserem Alltag leicht umsetzen. 


    • „Ich wünsche mir, dass ich nach Vollendung des 18. Lebensjahres und der Schule meinen eigenen Weg gehen kann, was den Aspekt der Selbstbestimmung angeht. Sonst wünsche ich mir weiterhin, dass wir freiheitlich in unserer toleranten Gesellschaft leben können, so wie ich/wir bin/sind. Außerdem ist es mir wichtig, dass ich genügend Freizeit neben der Schule habe um meinen Hobbies nachgehen zu können.“

    • „Dass andere Leute einfach akzeptieren, dass ich anders bin und mir nicht ständig sagen, du musst dich aber an eine bestimmte Form halten.“

    • „Reisen.“

    • „Wenn man nicht so schnell von anderen Menschen abgestempelt wird und nicht gleich einer Bewertung unterzogen würde, würde ich mich in manchen Situationen deutlich wohler und somit auch freier fühlen, und das wollen wir alle ja letzten Endes. Wer sich frei fühlt, kann sich meiner Meinung nach besser entfalten und weiterentwickeln. Wer uns dabei hilft, wird sich selbst auch entfalten.“

    • „Die Gleichheit aller Menschen, denn wenn jeder Freiheit für sich selbst verwirklichen kann, muss man ja auch nicht die von den anderen einschränken.“

    • „Wenn ich meine Privatsphäre einhalten kann.“

    • „Deshalb wünsche ich mir, dass in der Gesellschaft alle Meinungen akzeptiert werden und nicht darauf eingehauen wird, wenn jemand eine Meinung äußert, die der andere nicht teilt.“

    • „Ich persönlich wünsche mir hierzu nichts Besonderes - außer vielleicht einen Staat, der die Interessen und Nöte seiner Bürger ernst nimmt.“

    • „Natürlich Akzeptanz, aber auch allgemein für alle minderjährigen Kinder, dass sie insgesamt von Erwachsenen, aber insbesondere von ihren Eltern, dass Gefühle und Probleme, die sie ansprechen, ernst genommen werden.“

    • „Dass jeder Mensch das Privileg hat diese Freiheit auszuleben, die ich selbst auch haben darf.“

    • „Weniger Konflikte zwischen Nationen.“

„Ich finde, Freiheit funktioniert als Konzept oder Idee ähnlich wie Glück: Es ist etwas, dem wir ständig hinterherjagen und uns beschweren, wenn wir glauben, wir hätten zu wenig davon; insofern kann man Freiheit auch als eine Art Motor oder Antrieb betrachten, also als etwas, das uns im Leben vorantreibt und unseren Handlungen und Entscheidungen Bedeutung (oder ‚Sinn‘) verleiht.“


Auf der Jagd nach der Freiheit begegnet jede:r von uns individuellen Einschränkungen und Problemen. Diese lassen sich nicht verhindern – so viel ist klar. Aber wir können erfolgreicher jagen, wenn wir uns zusammentun. Denn viele dieser Einschränkungen entstehen durch Mitmenschen, die nicht unbedingt weit weg in der Politik sitzen müssen, sondern sich in unserem direkten Umfeld befinden. So wundert es nicht, dass die meisten Befragten sich für uneingeschränkte Freiheit mehr Toleranz und Respekt von anderen Menschen wünschen. Uns zeigt das: Wir können das auch im Kleinen umsetzen. Jede:r von uns kann tolerant und respektvoll mit anderen umgehen – ob auf dem Schulhof, im Klassenzimmer, auf der Straße oder zuhause.


Darüber hinaus hat euch der Artikel hoffentlich dabei geholfen, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und zu erkennen, dass jede:r von uns Freiheit und damit einhergehend auch Einschränkungen dieser ganz individuell wahrnimmt. Bedeutet schlussendlich: Wir müssen aufeinander achten und dazu bereit sein, auch Kompromisse einzugehen – gerade dann, wenn es uns besonders schwerfällt, auf die andere Person zuzugehen. Es ist also an jedem und jeder von uns, Freiheit für uns selbst, aber vor allem für andere, zu ermöglichen!

Wir haben unsere Gesprächspartner:innen nach Schlagwörtern gefragt, die für sie all ihre genannten Wünsche für mehr Freiheit zusammenfassen.

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