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März 2022

Kann dein Vater dich eigentlich unterrichten? Ein Vater-Sohn-Interview mit Florian und Dirk Kingerske

Edgar: Also die erste Frage geht an Sie beziehungsweise euch beide. Hat einer von beiden schon mal etwas gemacht, was dem anderen so richtig peinlich war und zwar hier in der Schule, sodass es alle mitbekommen haben?

 

Herr Kingerske: Also mein Sohn hat hier noch nichts gemacht, was mir peinlich war. Jetzt muss ich überlegen, ob ich mal was gemacht habe… Ich habe viele Ideen, wie man was Peinliches machen könnte…


Florian: Ja er hat sehr viele Ideen. ‘Nen paar Sachen, es sind immer wieder so Kleinigkeiten, dass er in den Raum reinkommt und irgendwie, da waren auch nie wirklich irgendwelche richtigen Sachen dabei.


Herr Kingerske: Also ich weiß, irgendwann fünfte oder sechste Klasse, Flo. Da hat dich eine Mitschülerin darauf angesprochen, dass es doch unglaublich peinlich wäre, weil ich dir noch irgendwas in den Unterricht gebracht hatte, weil du irgendwas vergessen hattest, Sportsachen oder so.

 

Florian: Ja, stimmt! Aber es war glaub‘ ich ein Mäppchen.

 

Herr Kingerske: Ja genau, das habe ich dann irgendwann gelassen, dann hat er halt nichts zum Schreiben gehabt.

 

Florian: Muss man mit leben.

 

Edgar: Und wie ist es so allgemein, also den Vater in der Schule zu haben?

 

Florian: Manchmal vorteilhaft. Also man kann sich Geld von ihm holen, wenn man nichts hat.

 

Herr Kingerske: Wir nennen das bei Flo immer den Tag der offenen Hand. Wenn er dann im Treppenhaus an mir vorbei geht, kann ich ihm da immer Geld drauflegen für die Mittagspause in der Mensa. ´Ne sehr schöne Tradition und ich hab danach oft selber nichts mehr für die Mittagspause.

 

Edgar: Also wie so ein wandelndes Portemonnaie?

 

Herr Kingerske: Ja genau, ich bin eine Bankkarte.

 

Edgar: Ja. Das wäre dann die nächste Frage gewesen, was die Vorteile sind.

 

Florian: Ja, eben sowas.

 

Herr Kingerske: Und ich weiß auch deine Klausur- und Klassenarbeitstermine und sowas.

 

Florian: Ja, das ist praktisch, besonders wenn ich es vergesse.

 

Edgar: Ja, das passiert ja immer wieder...

 

Herr Kingerske: Und man kann eventuell Entschuldigungen auch noch in der allerletzten Sekunde abgeben, vor den Zeugniskonferenzen. Auch das ist gut. Jetzt war das nicht nötig, in der 10. Klasse...

 

Florian: Nee...

 

Herr Kingerske: Aber früher schonmal. Lange her.

 

Florian: Lange her.

 

Herr Kingerske: Mittlerweile hast du das ja alles voll im Griff.

 

Edgar: Ja, das haben wir ja immer alle voll im Griff.

 

Florian: Ja immer.

 

Herr Kingerske: Absolute Kontrolle.

 

Edgar: Und welche Nachteile hat das, vielleicht in Bezug auf Hausaufgaben?

 

Florian: Hausaufgaben, ne... ja. Er beschwert sich dann immer, dass die Lehrer zu wenig Sachen aufgeben.

 

Edgar: Wirklich?

 

Florian: Weil er meint, dass ich nicht lange genug an den Sachen dran sitze.

 

Herr Kingerske: Ja, was manchmal ein bisschen komisch ist, Edgar. Wenn ich den gleichen Kurs in der Jahrgangsstufe unterrichte wie Flo. Ja, wenn ich auch gerade eine 10 hab und ich der Meinung wäre: Die könnten schon ein bisschen mehr tun dafür. Aber das ist ja nicht unbedingt Ernst. Wir nehmen uns ja gerne mal auf den Arm.

 

Florian: Es ist ein wenig nervig. Also die häufigste Frage, die mir gestellt wird ist: Kann dein Vater dich unterrichten? Ja ich mein, die wird mir immer noch gestellt von Leuten, die seit fünf Jahren bei mir in der Stufe sind.

 

Herr Kingerske: Ja und das lustige ist, legal wäre es möglich. Es gibt teilweise Schulen, die sind so klein, da geht es tatsächlich nicht anders. Aber wir sind so groß mit 80 Lehrern. Die Notwendigkeit, dass ich tatsächlich eins meiner Kinder unterrichte, die gibt es einfach nicht. Wobei, bei Flo geht das noch, aber bei Nick (der kleinere Bruder von Flo), der ist auch hier auf der Schule und ist im bilingualen Zweig. Wir haben aber für die Oberstufe nur zwei bilinguale Geschichtslehrer hier auf der Schule. Wenn der nicht da ist, dann bin ich der einzige und das wäre dann schon ein bisschen schwieriger. Da könnte es tatsächlich mal die Konstellation geben, dass ich mein eigenes Kind im Unterricht hätte und das wäre bestimmt für alle Seiten blöd.

 

Edgar: Dann würde es zu Szenen kommen wie im fliegenden Klassenzimmer.

 

Herr Kingerske: Ja, zum Beispiel. Wobei ich denke mehr an das Bild, wo der junge Leutnant bei seinem Vater im Regiment ist und der wird immer besonders hart bestraft von dem Vater. Also Vertretungsunterricht hatte ich schon bei beiden und das ist ja auch egal.

 

Florian: Ja, aber auch nicht viel, ein paar wenige Stunden.

 

Herr Kingerske: Ja und das ist ja jetzt auch endgültig vorbei. Denn das Gute ist, wenn ihr jetzt Entfall habt, dann habt ihr Entfall.

 

Edgar: Tut es Ihnen weh oder würde es Ihnen weh tun, wenn Ihr Sohn sich für die Fächer, die Sie unterrichten, nicht interessieren würde oder einfach nicht gut wäre in den Fächern?

 

Herr Kingerske: Ja, es ist ja teilweise so... Also für Geschichte, für das eine Fach, das ich unterrichte, da brennt Florian. Das findet er super. Bei Englisch glaub ich hat er sich mittlerweile ein bisschen mit arrangiert und abgefunden. Aber eine Weile hat er sogar gesagt, dass es das Fach ist, das er am wenigsten mag.

 

Florian: Ja, es ist anstrengend, bei den anderen Fächern kommt man noch irgendwie durch, aber Englisch ist einfach anstrengend.

 

Herr Kingerske: Aber ich bin da nicht persönlich betroffen. Ich finde es toll, dass Flo andere Interessen hat, dass er andere Sachen gerne macht. Ich fände es sehr, sehr schade, wenn er interessen- und lustlos wäre. Aber dass er da so seine eigenen Ideen und Vorstellungen hat, das finde ich super.

 

Edgar: Florian, du bist ja Stufensprecher und Sie sind Unterstufenkoordinator. Gibt es denn da auch Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte zwischen ihnen beiden, natürlich nicht in der Rolle als Sohn und Vater, sondern tatsächlich in den beiden Rollen. Seid ihr da schon mal aneinandergeraten und wurde das dann auch am Esstisch zu Hause besprochen?

 

Herr Kingerske: Es gibt ja eigentlich nur einen Anknüpfungspunkt, für die Mentoren für die fünfte Klasse, aber ich glaube nicht, dass da viel Konfliktpotenzial drinsteckt.

 

Florian: Wir haben hin und wieder einmal über solche Sachen geredet wie iPad-Regelung zu Hause, aber da waren wir eigentlich meistens eher einer Meinung. Das war ja relativ entspannt. Es war nie so ein Rumgebrülle oder sowas. Sondern eher ruhig und entspannt. Ich habe auch häufig nicht das gesagt, was meine Meinung war, sondern eher das erklärt, was die Leute in meiner Stufe sagen. Und da haben wir dann drüber geredet.

 

Herr Kingerske: Da geht es dann auch nicht um mich als Stufenkoordinator, sondern über die Arbeit, die erweiterte Schulleitung. Weil wir uns tatsächlich auch jeden Montag zusammensetzen. Also Schulleiter, stellvertretender Schulleiter, Oberstufenkoordinator, Mittelstufenkoordinator. Und die Koordinatoren sitzen dann zusammen und so etwas wird dann halt besprochen. Und ich find’s natürlich auch mal ganz interessant, vorher von meinen Söhnen zu hören wie sie zu Sachen stehen und da kann man diese Idee dann natürlich auch in die Koordinatorenrunde bringen....

 

Herr Kingerske: Du siehst, Edgar, bei uns zu Hause wird sehr viel geredet.

 

Florian: Ja, wir reden sehr viel.

 

Herr Kingerske: Und wir machen sehr wenig Satzzeichen, wenn wir reden. Und interessanterweise sind wir nicht mal die, die am meisten reden.

 

Florian: Ja, kommt immer drauf an, kommt drauf an, über welches Thema wir reden, manchmal reden wir mehr, manchmal weniger.

 

Herr Kingerske: Also sicherlich, also um noch mal auf die Frage mit den Fächern zurückzukommen: Geschichte ist tatsächlich bei uns in der Familie ein dominierendes Thema. Egal, ob wir beim Mittagessen sitzen, beim Frühstücken, wenn wir zusammen Tagesschau gucken oder was weiß ich nicht alles. Ich muss immer aufpassen und werde dann von meiner Frau schon manchmal ermahnt, dass ich es übertreibe; dass ich es ein bisschen runterfahre und nicht ganz so viel über Geschichte rede.

 

Florian: Es wird mir eingebläut. Es gibt immer so ein paar Jahre. Sowas: Wann war der Dreißigjährige Krieg? Das haben sie mir jeden Tag gesagt, bis ich es so drin hatte.

 

Herr Kingerske: Oder auch im Urlaub, wenn wir uns Museen angucken und Burgen und Ausstellungen und was weiß ich nicht alles. Da kann es teilweise schon ein bisschen schlimm sei einen Geschichtslehrer als Vater zu haben. Außer man hat wirklich Interesse daran, dann ist es gut.... So eine Woche Berlin, das kann hart sein. Wenn ihr nächstes Jahr nach Berlin fahrt, so viel Neues kann man dir glaub ich nicht mehr zeigen.

 

Forian: Ja, also ich hab so viel gesehen.

 

Edgar: Das wäre mein Traum gewesen, mal nach Berlin zu fahren.

 

Herr Kingerske: Werdet ihr machen: Ihr fahrt mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit in der Woche vor den Sommerferien 2023, für eine Woche nach Berlin. Das ist eine super Fahrt!

 

Florian: Eine Woche in Berlin, sich verschiedene Sachen angucken mit den Kursen. Dann vielleicht schön in der Charité sitzen.

 

Herr Kingerske: Weil sie den Magen ausgepumpt bekommen.

 

Florian: Ja, dann sieht man die Charité mal von innen.

 

Herr Kingerske: Ich bin schon in verschiedenen Krankenhäusern gewesen und habe Kinder aus verschiedenen Krankenhäusern abgeholt.

 

Edgar: Das waren aber immer Alkoholvergiftungen, die Lebensmittel waren immer in Ordnung?

 

Herr Kingerske: Die Lebensmittel waren tip-top in Ordnung. Aber nicht diese fiesen Liköre, die sie sich da reingeballert haben.

 

Edgar: Waren das auch so ortsspezifische Sachen?

 

Herr Kingerske: Das sind häufig ortspezifische, Berliner Luft, dieser Pfefferminzlikör, scheint sehr beliebt zu sein, wenn es darum geht seinen Kopf komplett abzuschalten.

 

Florian: Wahrscheinlich, weil es so süß ist und man den Alkohol kaum schmeckt.

 

Herr Kingerske: Ihr fahrt nach Berlin, das ist ‘ne schöne Fahrt, mit vielen guten Programmpunkten. Vielleicht fährt die ganze Stufe, aber es wird wahrscheinlich ein bisschen LK-spezifisch sein, der Englisch-LK wird vielleicht eine Fahrt ins englischsprachige Ausland fahren. Ich bin tatsächlich mit meinen Englisch-LKs, bevor wir diese Berlinregelung hatten, zweimal in Schottland gewesen. Das war so ein Traum. In Edinburgh, der schönsten Stadt Europas.

 

Edgar: Ja, das war es dann. Vielen Dank, der ErasBlog bedankt sich ganz herzlich.

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